EMS-Tag-Blog-Banner

Eine noch nie dagewesene Nachfrage treibt den Bedarf an Bauteilen und Rohstoffen sowie die Lieferzeiten und Preise in die Höhe. Experten erklären den Anstieg bei den Bestellungen nur zum Teil mit einem gestiegenen Bedarf, sondern mit Mehrfachbestellungen und Panikkäufen.

Die Allokation war das wichtigste Thema auf dem EMS-Tag zu dem sich jährlich im September Entscheider in der EMS-Branche in Würzburg treffen. Eurocircuits CEO Dirk Stans war in diesem Jahr nicht nur Teilnehmer, sondern selbst Redner.

Ein unverhältnismäßig hoher Beschaffungsaufwand bremst die EMS-Unternehmen, die Zulieferer der Hersteller von elektronischen Geräten, aus. Materiallieferungen kommen zu spät. Bestimmte Bauteile sind nicht oder nur zu exorbitanten Preisen zu bekommen. Die Produktion muss verschoben oder unterbrochen werden. Die Ursachen sind vielschichtig: Covid 19, Naturkatastrophen, verfehlte Geopolitik und Fehlentscheidungen in der Autoindustrie.

Katastrophen erzwingen Produktionsstopps

Bereits 2019 gab es erste Engpässe bei elektronischen Bauteilen. Um Produktionsprobleme durch das Wirtschaftsembargo der USA gegen China zu mildern, hatten sich chinesische Firmen mit riesigen Bauteilemengen bevorratet. Wenige Monate später mit dem Ausbruch von Covid 19 spürte die Elektronikwelt schmerzhaft die Abhängigkeit von China mit Vorerzeugnissen; Produktionen und Frachthäfen mussten schließen.

Naturkatstrophen in Südostasien und den USA haben Produktionsstopps in wichtigen Halbleiter-Fabs erzwungen und die Situation verschlimmert. Die Kältewelle in Texas legte die Stromversorgung und Werke von Infineon, Intel, NXP, Samsung, Texas Instruments lahm. Ein Erdbeben im Februar und Brand in der Produktion im März zerstörte eine Fab von Renesas, Weltmarktführer bei Mikrocontrollern für Automotive-Anwendungen.

Taiwan meldete die schlimmste Dürreperiode seit 56 Jahren. Die Wasserversorgung war zeitweise ausgesetzt und Foundries wie TSMC müssen die Produktionskapazitäten um bis zu 15% herunterfahren. Im Juni hat ein Lockdown in Malaysia die Halbleiterproduktionen auf 10 bis 60% der üblichen Kapazität gedrosselt. Im September haben Werkschließungen in Malaysia, Indonesien, Philippinen die Produktion komplett lahm gelegt. Eine Stromregulierung der Regierung in der Guangdong Area in China erzwingt bis zu 3 Tage Stillstand in den Produktionen, das entspricht 50% Kapazitätsreduzierung.

Frachtkapazitäten reduziert, Preise vervielfacht

Das Einfrieren der Wirtschaft bis 2020 hat die gesamte komplexe Lieferkette lahmgelegt: Seefracht wurde verknappt weil Containerfrachten fehlen, Frachthäfen sind überfüllt und die Luftfrachtkapazitäten haben sich halbiert. Bahnsendungen werden überfrachtet.

In der Folge sind die Preise für Luftfracht um den Faktor 5 gestiegen; die Preise für Seecontainer sogar um den Faktor 8. Zudem sind die die Laufzeiten für Seefracht um 4 bis 6 Wochen auf 14 Wochen angestiegen auch weil Containerschiffe am Perflussdelta in China wegen Corona-bedingten Schließungen warten mussten. Die Folge: Die gestiegenen Herstellungs-, Material- und Logistikkosten, legen die Lieferanten auf die Preise um.

Elektrofahrzeuge brauchen mehr elektronische Bauteile

Eine der wichtigsten Fehlentscheidungen in der Coronakrise trafen die Autohersteller. Fast das komplette Jahr 2020 hatten sie ihre Produktion gedrosselt und Materialbestellungen ad hoc storniert. Ihre Lieferanten waren gezwungen, sich auf andere Märkte wie IT und Kommunikationstechnik zu orientieren.

Ende 2020/Anfang 2021 wurde die Produktion in der Autoindustrie wieder hochgefahren. Damit stiegen die vorher nach hinten geschobenen Abrufe der Automobilindustrie bei ihren Zulieferern. Nur, gemessen am weltweiten Bedarf von Bauteilen spielt die Autoindustrie mit 10% Anteil eine Nebenrolle. Parallel vollzog sich fast disruptiv ein Übergang von Antrieben mit Verbrennungsmotoren zu alternativen Mobilitätskonzepten, die mehr elektronische Bauteile benötigen.

Die globale und lange Lieferkette macht die Lage zwar wesentlich komplexer, aber es gibt Parallelen zur Versorgung mir Toilettenpapier. Als der erste Lockdown angekündigt wurde, begannen die Hamsterkäufe, ohne dass der echte Bedarf stieg.

Mehrfachbestellungen schaukeln sich über die Lieferkette auf

Das Bestellverhalten bei den elektronischen Bauteilen ist ähnlich, auch wenn die Lieferkette wesentlich komplexer ist. Bei genauer Betrachtung sind die weit höheren Bestellungen unrealistisch. Nur zum Teil geht der enorme Sprung bei den Bestellungen in diesem Jahr auf zusätzlichen Bedarf zurück. Der weitaus größere Anteil wird durch längere Lieferzeiten, Verknappungen und Panikbuchungen verursacht. Wer kann bat Lagerbestände auf, um sich gegen Ausfälle von Fabriken, Bergwerken und bei Materialien abzusichern.

Die Disponenten bestellen mehr als sie benötigen und möglichst noch bei verschiedenen Lieferanten, in der Hoffnung wenigstens irgendwo her den Bedarf decken zu können. In der Lieferkette machen das die anderen Disponenten nicht anders und so schaukeln sich plötzlich die Bedarfe exorbitant hoch, ohne dass diese durch eine entsprechend erhöhte Nachfrage der Konsumenten gedeckt ist, erklärte Marktforscher Dieter Weiss die Situation. Die Ökonomen sprechen von Bullwhip oder Peitscheneffekt.

Bullwhip-effect-supply-chain-Web

Während sich die Situation bei Toilettenpapier relativ schnell entspannt hat, schätzen Experten, dass der Bauteile- und Rohstoffmangel in der Elektronikindustrie bis 2022 anhalten wird. Im Extremfall steigen die Produktionszeiten am Markt auf bis zu 52 Wochen (ein Jahr!).

Best Practice Beispiel von Eurocircuits auf dem EMS-Tag 2021

Weil die Allokation die EMS-Firmen besonders hart trifft, war es das wichtigste, aber längst nicht das einzige Thema beim EMS-Tag 2021. Präsentiert und diskutiert wurden Wege und Ideen, wie sich EMS-Unternehmen aufstellen und verändern können, um im Markt erfolgreich zu sein. Ein Best Practice Beispiel hat Eurocircuits CEO Dirk Stans gezeigt mit der Spezialisierung auf Prototypen und Kleinserien in Standardtechnologien.

Dirk-Stans-EMS-Tag-2021

Typisch bei Eurocircuits sind schnelle Lieferzeiten ab 6 Arbeitstagen, vorausgesetzt die elektronischen Bauteile sind verfügbar. Die Besonderheit ist, dass Eurocircuits seine Leiterplatten selbst fertigt und bestückt und alle Interaktionen mit dem Kunden online ablaufen. Obligatorisch ist die virtuelle Fertigung vor der Kundenbestellung, um Designs vorab auf Fertigbarkeit und Vollständigkeit zu prüfen

Ein Anliegen von Eurocircuits ist es, die Brücke vom Design in die Fertigung zu schlagen mit auf Anhieb korrekten Daten für die Fertigung. Darum setzt sich Eurocircuits aktiv für das Datenformat Gerber X3 ein. Gerber X3 ermöglicht den sicheren und effizienten Austausch der vollständigen PCB-Daten einschließlich Leiterplatten- und Baugruppeninformationen in einem einfachen ASCII-Format und schlägt die Brücke vom CAD-System des Designers zum CAM-System des Leiterplatten- und Baugruppenproduzenten.

Gehören Sie zu den Ersten, die unsere Neuigkeiten und Informationen erhalten. Folgen Sie uns auf