Bestell-Pooling ist mittlerweile eine hervorragend etablierte Methode, um Kosten für Prototypen und Kleinsereien zu minimieren. Was steckt dahinter und wie ist die Entwicklung?

Bestell-Pooling

Bestell-Pooling bedeutet das Kombinieren unterschiedlicher Kundenaufträge auf einem gemeinsamen Standard-Produktionsnutzen. Bestell-Pooling ist die vielleicht häufigste Bezeichnung dafür, aber auch Begriffe wie “Multi-Nutzen, Nutzenteilungsprinzip, Auftragszusammenfassung” finden Verwendung.

Pooling-Aufträge auf Standard-Nutzen teilen die Kosten in 3 unterschiedlichen Bereichen:

  1. Werkzeug- und Einrichtkosten werden auf alle Pool-Aufträge aufgeteilt
  2. deutliche höhere Materialausnutzung
  3. Standardisierte Nutzen erhöhen deutlich die Effizienz in der Produktion

Das zusammen kann die Produktionskosten um bis zu 90 Prozent senken.

Bestell-Pooling ist nicht das Gleiche, als wenn ein Kunde einen Fertigungsnutzen mit identischen Leiterplatten kauft und somit den Nutzen mit der maximalen Anzahl gleicher Leiterplatten füllt. Dies verbessert wohl die Materialausnutzung, ist aber nur zweckmäßig bei größeren Stückzahlen. Benötigt man nur ein oder zwei Prototypen, steigen die Kosten deutlich. In der Praxis spiegelt dies jedoch die konventionelle Art der Leiterplattenherstellung wider. Wir bei Eurocircuits bedienen uns dieser Methode nur noch gelegentlich, und zwar dort wo spezielle Leiterplatten-Spezifikationen zu wenig Bestellungen für einen Pooling-Nutzen ermöglichen.

Voraussetzung für ein erfolgreiches Pooling ist in jedem Fall, dass der Hersteller täglich genügend Aufträge hat um eine gute Nutzenauslastung zu bekommen. Zu wenige Aufträge reduzieren die Materialausnutzung und treiben die Kosten in die Höhe. Oder andernfalls könnten nicht alle Leiterplattentypen täglich miteinander kombiniert werden und dies würde dann zu Lieferverzögerungen führen. Das Zusammenfassen unterschiedlicher Technologien auf dem gleichen Produktionsnutzen z.B. 2- und 4 Lagen erhöht das Risiko von Qualitätseinbußen. Wir bei Eurocircuits bearbeiten jährlich mehr als 70.000 Bestellungen. Diese Tatsache ermöglicht uns, ein sehr großes Angebot an Pooling-Optionen ohne negative Auswirkungen auf den Preis, Liefertreue oder Qualität.

Produktionsnutzen

Online Kalkulation und Bestellung

Da dem Hersteller die Einrichtungs- und Produktionskosten für einen Standardnutzen mit der entsprechenden Technologie bekannt sind, ist der Preis für die einzelne Leiterplatte weitestgehend von der jeweiligen Größe der Leiterplatte abhängig. Es ist nicht mehr notwendig die Anzahl der Bohrungen, Anzahl Werkzeugwechsel oder Fräslänge der Konturen zu ermitteln. Es entstehen auch keine separaten Einrichtkosten oder ein Mindestbestellwert. All diese Dinge machen die Online-Kalkulation und Bestellung wesentlich schneller und bequemer für die Kunden. Die nun auch nicht mehr Stunden oder Tage auf die Rückantwort eines Verkaufsbüro warten müssen. Das reduziert auch die Kosten für die Leiterplatte, da weniger Verwaltungspersonal benötigt wird. Heute ist das Bestell-Pooling für Prototypen und Kleinserien für gewöhnlich mit der Online-Kalkulation vereint. Hinzu kommt hier ein weiterer Vorteil des Bestell-Pooling: einfache Kalkulation

Wenn Sie die Diskussionn im Internet für Onlinekalkulation und Bestellung verfolgen, wie bei LinkedIn über Leiterplatten, werden zwei Einwände immer wieder genannt:

  1. Es funktioniert nur bei einfachen Technologien.
  2. Wenn Sie ein Verkaufsbüro kontaktieren, ist nicht garantiert, dass die Daten auf Produzierbarkeit geprüft wurden.

Eurocircuits hat für beides eine Lösung entwickelt.

  1. Wir bearbeiten täglich eine große Anzahl an Aufträgen, so dass wir über ein großes Angebot an Pooling-Optionen verfügen. Dies hat uns auch ermutigt, anspruchsvolle “Smart Menüs” zu entwickeln, die den Kunden ermöglichen, Leiterplatten schnell und sicher zu kalkulieren und bestellen.
  2. Wir bieten eine Online-Überprüfung, um sicherzustellen, daß Ihre Leiterplatten in der entsprechenden Klassifizierung zu produzieren sind. Wo immer es möglich ist, wird das Smart Menü Vorschläge machen, damit Ihre Leiterplatten in einer günstigeren Preisklasse gefertigt werden können.

Die Geschichte des Bestell-Poolings

Ohne Zweifel stammt das Pooling-Konzept aus den Anfängen der Menschheitsgeschichte als der erste Höhlenmensch in die nächste Höhle ging, um mitzuteilen das er zum nächsten Steinbruch geht und fragte, ob noch jemand Feuersteine für seine Werkzeuge benötigt. Pooling wurde somit zur Grundlage des Großhandels und war Basis für den zusammengefassten Transport. Heute wird es täglich von den Verbrauchern genutzt, zum Beispiel beim Kauf von Flugtickets oder Hotelbuchungen über Drittanbieter oder kollektive Einkaufsbündelung. Je mehr Menschen ihren Einkauf über den gleichen Online-Kanal machen, um so günstiger wird der Preis, den dieser Kanal erzielen kann und um so weniger muss der Käufer bezahlen.

Eine Reihe von Firmen in Europa versuchten das Bestell-Pooling in den 1970er Jahren einzuführen, doch in Zeiten handgeklebter Filmunterlagen, Papierlochstreifen und Nadeltestadapter war dies sehr schwierig. Die Vorbereitung der Unterlagen für einen Nutzen mit verschiedenen Leiterplatten war teuer und unflexibel, obwohl der Kunde versicherte, dass er immer wieder die gleichen Leiterplatten in gleichen Stückzahlen bestellen würde. Änderte sich der Bedarf oder hatten die Leiterplatten Mängel während der Produktion oder Bestückung und mussten deshalb neu produziert werden, umso größer wurden die Kosten für die neue Vorbereitung oder es musste eine große Überproduktion der Leiterplatten gefertigt werden.

Die Situation änderte sich während der 1980er Jahre als CAD-Systeme und Laserplotter die Kosten reduzierten und Herstellung der Unterlagen vereinfachten. Tatsächlich waren es Dienstleister für Fotoplots, die als erste das Pooling -onzept nutzten. Die Fotoplotter waren sehr teuer und nach heutigem Standard sehr langsam. Zunächst konnten Leiterplattenhersteller die Investition in die neue Technologie nicht bewerkstelligen, deshalb benutzten sie Fotoplot-Dienstleister. Oliver Cadic, ehemaliger Inhaber der Info-Elec in Paris und Gründer von pcb007 erklärt, wie er das Pooling-Prinzip nutzte um die Kosten für die Filmunterlagen zu reduzieren.

“Mitte der 80er haben wir bei Info-Elec das Pooling für Laserplotten eingeführt. Kunden konnten per Modem ihre Gerberdaten auf einen PC versenden, wo sie in einer Warteschlange landeten. Eine gemeinsam entwickelte Software von Info-Elec und Plotter Hersteller DISC (jetzt USAMCO) organisierte die Daten so, dass die Filmformate optimal mit Kundendaten ausgenutzt wurden. Die Optimierung von teuren Filmvorlagen und Maschinenzeiten resultierten in niedrigere Plottpreisen pro Quadratdezimeter für unsere Kunden.”

Leiterplattenhersteller nutzten schnell die neuen Möglichkeiten. So hat Ton Klaver von Bellmann in Holland die Idee vom Leiterplatten-Pooling aktiv für seine Kunden gefördert.

“Ende der 70er (1979) haben wir begonnen unseren Kunden eine klar definierte Technologie für ein- und doppelseitge Leiterplatten anzubieten. Wir haben attraktive Preise auf Basis des Kostenteilungsprinzips durch das Zusammenfassen von Bestellungen auf einen Produktionsnutzen angeboten. Die Kunden konnten ihre Preise selbst mit einem einfachen Programm berechnen, welches in der Zeit vor dem Internet auf einer Diskette zur Verfügung gestellt wurde.”

Dieser Trend wurde in den 1990er Jahren beschleunigt. PC basierte CAD-Systeme ersetzten handgeklebte Filmunterlagen, Laserplotter wurden schneller und günstiger, CAM-Systeme wurden leistungsfähiger, Produktion- und Test-Equipment konnte digital angesteuert werden. Die Einrichtkosten wurden dramatisch reduziert. Es war nun möglich Produktionsunterlagen für Pooling-Nutzen zu erstellen und dann zu entsorgen.

Zur gleichen Zeit in den 1990er und in den ersten Jahren des neuen Jahrtausend begann die Dynamik der europäischen und amerikanischen Leiterplattenindustrie sich zu ändern. Die Serienfertigung verschob sich in Low-cost-Standorte in Fernost, speziell nach China. Dies verursachte einen enormen Preisdruck. Zyklische Nachfragen für den Leiterplattenbedarf verschärften den Preisdruck. Die Preise fielen und somit auch die Gewinne. Zur gleichen Zeit wurden Leiterplatten komplexer und somit musste in neue Produktionstechnologien und Test-Equipment investiert werden.

Die Folge war ein dramatischer Rückgang von Leiterplattenherstellern in Westeuropa. Einige wurden Broker für chinesiche Lieferanten. Für andere bedeutet das, um zu überleben, mehr Spezialisierung. Die chinesischen Fabriken waren an Kleinserienherstellung von Leiterplatten nicht interessiert und für Prototypen zu langsam. Die Qualität war nicht als sehr vertrauenswürdig angesehen, speziell im Hochtechnologiebereich, der Luftfahrt und Verteidigung. Einige Hersteller verschoben deshalb ihr Kerngeschäft in diesen Bereich, andere spezialisierten sich in Prototypen und Kleinserienfertigung mit schnellen Lieferzeiten.

Mit dem Bestell-Pooling hat man eine natürliche Technologie übernommen, um dem Preisdruck stand zu halten. Pooling Hersteller entstanden somit in Europa und USA. Eurocircuits wurde als Zweig der Europrint PCB fabrication Gruppe im Jahr 2000 als ein Online-Bestell-Pooling-Lieferant aufgebaut. In 2011 generierte das Unternehmen über 90 Prozent Umsatz der Gruppe. Wir haben die ganze Organisation unter dem Namen neu strukturiert, den die meisten unserer Kunden kennen, Eurocircuits.

Der Internet Boom in den späten 1990er Jahren (trotz der Krise in 2000) brachte mehr Leute auf die Idee online zu kaufen. Die zweite Säule moderner Online-Bestell-Firmen war geschaffen und Firmen wie Eurocircuits begannen zu wachsen. Das Wachstum des Online-Einkaufs führte zur Entwicklung einer passenden Lieferinfrastruktur. Neue Pooling-Unternehmen haben ihre Geschäfte geografisch weiter ausgebaut. Eurocircuits ist in der Lage, Lieferungen in ganz Europa, USA, im mittleren Osten, Australien und Neuseeland zu tätigen.

Zusammenfassung

Heute haben Elektronikentwickler, egal in welchem Land sie leben, eine große Auswahl an Lieferanten für Standard- und Hochtechnologie-Leiterplatten. Sie können Leiterplatten vom Schreibtisch aus schnell und effizient beziehen sowie einen engagierten Service und technische Unterstützung vom Lieferanten bekommen. Soweit es uns möglich ist, bieten wir einen Online-Chat-Support in mindestens 6 verschiedenen Sprachen.

So wie unser alter Höhlenmensch sein Wissen um Feuersteine und das Finden von Beeren und Pilzen für seine Nachbarn nutzte, möchten wir unsere Kenntnisse mit der großen europäischen Designer Community teilen und von ihnen lernen, was sie für ihre neuesten und aktuellsten Designs benötigen. Wir sind bestrebt, unser Bestell-Pooling zu erhalten und weiter zu entwickeln, um neue Werkzeuge zur Unterstützung der Entwickler zu entwerfen, die ihnen helfen ihre Projekte pünktlich und budgetgerecht auf den Markt zu bringen. Auf diese Weise leisten wir einen positiven Beitrag für die Elektronikindustrie in der westlichen Welt.

Referenzen

Olivier Cadic, Info-Elec, Gründer von www.pcb007.com

Ton Klaver, Bellmann, www.bellmann.nl

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